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New
Old Luten Trio
Ernst-Ludwig
Petrowsky -
as, cl, fl
Elan Pauer- p, perc
Christian Lillinger - dr, perc
Price:
1000,- €
Booking: oliverschwerdt@euphorium.de
Veröffentlichte
Video-Audio-Datenträger/ Released Video Audio Records:
Reviews:
Ein
Konzertabend der Laut gewordenen Illusionslosigkeit// Bauhausbühne.
Das ‚New Old Luten Trio’ mit dem Alt-Jazzer Ernst-Ludwig
Petrowsky am Saxofon mutet seinen Zuhörern rasenden Experimentaljazz
zu// Für die einen ist es die Maximaldosis an Krawall, andere
nennen es Free Jazz in seiner aufrichtigsten Form. Nicht wenige
Zeitgenossen kriegen Ritalin, wenn sie sich hyperaktiv und regelverachtend
gegen ihre Umwelt gebärden. Das "New Old Luten Trio" bekommt
Beifall und Geld. Fakt ist: Was Ernst-Ludwig Petrowsky an der Seite
zweier Newcomer in diesen anderthalb Stunden seinem Publikum aufbürdete,
verlangte starke Nerven und große Toleranz.// Am Mittwoch
führte der mittlerweile 75-jährige Saxofonist - das Trioprojekt
mit dem ironischen Namen schenkte er sich selbst zum Geburtstag
- auf der Bauhausbühne vor, wie viel Mut in der Zumutung steckt.
Mut zum Extremen, zur Freiheit, zum Verzicht auf diplomatische
Kompromisse.// So sieht es aus: Luten bläst Saxofon, Klarinette,
Quer- und Hirtenflöten, teilweise gleichzeitig. Dazu dreschen
Pianist Elan Pauer und Christian Lillinger auf den Flügel,
das Schlagzeug und weitere Dinge ein, die Geräusche machen:
Kaffeedosen, Aschenbecher, Blechröhren. Hände fliegen,
rasend repetierend, über die Tastatur, packen metallene Gegenstände
quer über die Klaviersaiten, schwenken bedeutungsvoll Drahtknäule,
Klappern und Glöckchen. Leere Plastikflaschen knacken unter
Füßen, Fingernägel schrappen über Klangflächen.
Es wird gewischt, gerührt, geknallt und geballert. Sticks
geraten außer Kontrolle und schwirren durch den Raum, aber
Luten hebt sie wieder auf. // Und so hört es sich an: ein
Tornado, der die Parameter von Tonalität und Polyphonie, Harmonie
und Melodie mit sich reißt. Die Laut gewordene Desillusionierung,
körperlich fassbar über den Schmerz und die Faszination.
Der anarchische Puls unserer Zeit, wirre Spuren, die er auf Seelen
hinterlässt, in kompakte Klangflächen übersetzend.
Während Petrowsky per Zirkularatmung Luft in die Lungen pumpt,
produziert sein Instrument Endlosschreie. Quetscht sich zwischen
den Dauerexplosionen ab und an doch ein Bluesschema heraus oder
ein Melodiefetzen, klingen sie wie vom Güterzug zerwalzt.//
Jetzt kommt mal runter, Jungs, wünscht das Ohr, bis es merkt:
Die meinen das tatsächlich so. Das Unvorhergesehene, wahrhaftig
Improvisierte, räumt Petrowsky in einer kurzen Ansprache ein,
sei "sehr anstrengend, aber auch ehrlich". Die Kollegenschelte,
darin er erklärte, was von den vermeintlichen Improvisationen
jener Musiker zu halten sei, die ihre Soli vorstudierten, wurde
ihm verziehen.// Sein zeternder Experimentaljazz, die ausgezeichnete
Interaktion mit Eleven, die seine Enkel sein könnten, aller
Dreistigkeit und Entschlossenheit - interessant ist das schon.
Brillant gespielt auf jeden Fall. Perfekt verortet an dieser Stelle.
Aber wer will es wirklich hören? Nun, nur wenige der immerhin
rund 60 Gäste verließen vorzeitig die Aula. Die anderen
applaudierten. Sorgte doch der Alt-Jazzer neben einem denkwürdigen
Konzerterlebnis auch für den Beweis, dass man mit wachsender
Anzahl von Lebensjahren nicht zwangsläufig dem Mainstream
verfallen muss. Und das ist doch eine wunderbare Anschauung. Oder!
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, Ute van der Sanden (20090223), S. 14)
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