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Tibor Prettschnöder/Neues Leipziger Streichquartett:
The Largo And The Lame
(EUPH 046)
Axel
Dörner - tp, elec
Matthias Lorenz - vc
Robert Landfermann - db
John Edwards - db
01 I (a landscape becoming factory) (11’14)
02 II (happening railways) (10’38)
03 III (11’20)
04 IV (the episcopy of a rocket flare/ light speedy astro cab) (11’43)
Einfach komplex.
Nidor Fernweh, Neue Zeitschrift für Fernseher und Televisor
The 45 minutes cast an otherworldly, almost paranormal spell.
This beast of a sound is moving at a torpid pace.
Mark Corroto, All About Jazz
The Largo And The Lame ist eine Produktion, mit welcher unter der Marke N e u e s L e i p z i g e r S t r e i c h q u a r t e t t das Projektensemble E U P H O R I U M _ f r e a k e s t r a einem musikalischen Bereich zuträgt, der die Wahrnehmung des Hörers nicht mit einem speziellen Arrangement dezidiert erkennbarer Elemente ‒ Töne, Melodien, Rhythmen, Harmoniewechsel usw. ‒ beliefert, sondern den diesen umgebenden Raum selbst zu transformieren scheint. Die Musik umgibt den Hörer mit einer besonderen Atmosphäre: ohne konkrete Dinge zu suggerieren, blendet der Datenträger (in Form einer CD mittels eines entsprechenden Abspielgerätes) zwar situativ disponierte, dann aber bestechend kontinuierlich perpetuierte auditive Felder auf. Die Instrumentalisten sind in Operatoren einer Maschine verwandelt, welche widerum ein maschinenhaft resonierendes Ambiente erzeugt. Eignet die Fähigkeit, eine spezifisch gefühlige Umgebung zu generieren, zu einem gewissen Grad jeder Musik, ist das hier vorgestellte Ambiente eindrückliche Herausforderung. Wer sich auf Largo/Lame einlässt, bei dem wird sich durch die körperlich erregende Umgebungsqualität ein nachhaltig psychisch beeindruckendes Erlebnis entfalten. Die vier Teile dieses als Ganzes Tibor Prettschnöder zugeschriebenen Erweiterten Streichquartetts stellen verschiedene, miteinander verwandte Zuständlichkeiten vor: jede Binnenstruktur weist eine reduzierte Dynamik auf. Wie aus den Beititeln herauszulesen, verweist Produzent Oliver Schwerdt das klangliche Ergebnis trotz der ihm bekannten Anwendung eines größeren Umfangs akustisch-menschlicher Klangerzeugung in den Horizont modernistischer und futuristischer Unternehmungen. Für das rezeptive Verhalten empfiehlt er, entsprechend der Beschaffenheit der Musik selbst, äußerste Zürückhaltung: ein Hören bei Nacht, bar jeder Eigenbewegung, aus dem (geschlossenen) Fenster hinaus zu schauen.
Format:
12-cm-CD
Price: 16,99 €
ISBN: 978-3-944301-43-3
Ordering: oliverschwerdt@euphorium.de
Reviews:
Durch die Untertitel 'a landscape becoming factory', 'happening railways', '...' und 'the episcopy of a rocket flare / light speedy astro cab' erhält The Largo and the Lame (EUPH 046) durch seinen als TIBOR PRETTSCHNÖDER pseudonymisierten Organisator einen quasi programmmusikalischen Anstrich. Das von Axel Dörner an Trompete & Electronics, Matthias Lorenz an Cello sowie Robert Landfermann & John Edwards an Kontrabässen als NEUES LEIPZIGER STREICHQUARTETT verklanglichte Kontrukt, das sich ja schon der Norm eines Streichquartetts nicht so ganz fügt, verwandelt dabei gleich auch noch den programmatischen 'Fortschritt' in eine psychoambiente Herausforderung. Weil dem inneren Auge der Blick auf die in Zeitraffer emporschießende futuristische Erfolgskurve von den ersten satanischen Mühlen über das Eiserne Pferd (denkt auch an Robert Crumbs "A Short History of America") bis zu den Marschflugkörpern und Spacetaxis nur bei Nacht, also quasi umnachtet dargeboten wird. Als dröhnminimalistisch-entropisches Schnurren und accelerierendes Nervensägen. Als mikrotonales Surrogat der zerrenden, quietschenden, knarrenden Schleif- und Schmauchspur von La Mettries L'Homme Machine über Ernst Jüngers 'organische Konstruktion', die Helden der Arbeit und Nichteroberer des Weltalls zu Rifkins End of Work. Als Quartett für das Ende der Arbeit, des Bullshits, nicht mit einem Knall: mit Gewimmer, dem Gewimmer des Cellos. Da kratzen nicht nur die Fingernägel derjenigen am Lack, die ins Prekariat und tiefer abrutschen. Zugleich deutet die Überschrift zwei fabelhafte Lösungen des Mensch-Maschinen-Dilemmas an: Die, bei der das Lamm so oder so vom Wolf gefressen wird. Und die, in der the Blind Man and the Lame nur gemeinsam stark sind. Kosmoproleten aller Länder, vereinigt euch!
BAD
ALCHEMY, Rigobert Dittmann (Bad Alchemy Nr. 101, 2019)
(2019), S. 20
By now it is generally accepted that there is such a category as Germanic free improvisation. One separate from the Peter Brötzmann, Alexander von Schlippenbach, Gunter Sommer, Peter Kowald, Manfred Schoof, Gerd Dudek, Albert Mangelsdorff, etc, etc. school of free jazz that machine-gunned its way into the European scene of the late 1960s. These new rebels include three musicians heard here: Axel Dorner, Matthias Lorenz, and Robert Landfermann, plus artists such as Andrea Neumann, Burkhard Beins, Oliver Schwerdt, and Christian Lillinger, to name just a few.Their music is more patient and imperturbable than that of their forefathers. For instance, Dörner's trumpet can sometimes be heard as merely breath for an entire performance, or he can utilize processing that disguises any notion of the instrument. The question to be posed then is, can he play changes? Absolutely. Dörner can be heard in the alt-swinging Die Enttäuschung, and von Schlippenbach's Monk's Casino (Intakt, 2005), in which the band covered every composition by Thelonious Monk. The same can be said for bassist Robert Landfermann in groups led by Pablo Held, and the various New Old Luten Projects. Of course, the Brit bassist John Edwards has performed with everyone from Louis Moholo-Moholo to Sunny Murray, François Carrier, Joe McPhee, and Charles Gayle.
What then to expect from Tibor Prettschnöder? The Largo And The Lame comes with the admonition, "This recording is proven to be listened to at night. Just watch out your window and do not move in any way!" Resisting the advice and listening to this during the daytime still has its intended effect. The 45 minutes and four tracks cast an otherworldly, almost paranormal spell. Bowed basses drag elongated tones while processed trumpet (if indeed Dörner is utilizing his full horn) glazes the affair with an unearthly hum. This beast of a sound is moving at a torpid pace. Basses squeal with a metallic hum as electronics mimic the sound of air flow. Imaginary scenes are conjured, and maybe the suggestions of a factory, railways, and rocket fire arise as placebo. Nonetheless, the imagined is always stronger than the actual. The sounds are mesmeric; listen at your own risk. Maybe the release should come with a stronger warning label.
ALL ABOUT JAZZ,
Mark Corroto (https://www.allaboutjazz.com/the-largo-and-the-lame-tibor-prettschnoder-euphorium-records-review-by-mark-corroto.php [20190222])
Ein Quartett, dessen Name zudem ein klein wenig in die Irre leitet. Die Musiker, das sind nämlich neben drei Streichern, einem Cellisten und zwei Kontrabassisten, ein Trompeter. Axel Dörner, Matthias Lorenz, Robert Landfermann und John Edwards nennen sich Neues Leipziger Streichquartett. Warum? Darüber lässt sich spekulieren. Vielleicht schlicht deshalb, weil die Namensgebung einer Improvisationsformation oft Kopfzerbrechen bereitet und die vier im Dezember 2013 in Leipzig Tibor Prettschnöders The Largo And The Lame aufgenommen haben. Und diese Aufnahme ist nun bei Euphorium Records erschienen. Produzent ist Oliver Schwerdt aus Leipzig. Vier Sätze mit je unterschiedlich harschen, gefärbten Klangflächen, aus denen sich mal das eine, dann das andere Instrument ein wenig heraushebt, ohne aber den flächigen Eindruck zu durchbrechen.
FREISTIL,
Nina Polaschegg (Freistil Nr. 83, November/Dezember 2017) (201711),
S. 20-21.
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