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EUPHORIUM_freakestra:
Ðal Ngai

(EUPH 001)

Michael Glucharen - trumpet
Friedrich Schenker - trombone
Hartmut Dorschner - alto saxophone
Friedrich Kettlitz - electric guitar
Gero Kuntermann - electric guitar
Peter Lorenz - synthesizer
Birg Borgenthal - grand piano, little instruments, percussion, violin, electronics
Sebastian Waack - electric bass
Hermann Grüneberg - percussion
Jens Schneider - drums, cymbals
Günter Sommer - drums, cymblas, percussion

01 soujhmar #3 (4'51)
02 Schach für präpariertes Klavier, Pt.I (3'46)
03 Noch nie worden schon, geimmert. (4'36)
04 bazeema (4'12)
05 Seibobleier soschge (3'48)
06 o.T., es sei denn standardisierte E-Musik, 3-D (1'58)
07 Schach für präpariertes Klavier, Pt.II (9'01)
08 Die mitfühlende Bühnenschaft (Frisur oder Gänsebraten Büro & Schlacht) (9'58)
09 Quartett No.1 Erregung freier Ernte… (10'13)
10 Schach für präpariertes Klavier, Pt.III (3'03)
11 Tanzbaer für Tschetzpend ( '22)
12 Rungsn für Solo-Violine und Gewitter (1'54)
13 `s Ðal Ngai (Segellicht!) (4'34)
14 Schach für präpariertes Klavier, Pt.IV (0'38)
15 Steffz, Eps, Henß vom Tuz (4'00)
16 Café generell (5'01)
17 goux’ tau (7’37)

Die abgefahrendste Scheibe, die seit langem die Region verlassen hat.
Peter Korfmacher, Leipziger Volkszeitung


Dal Ngai ist spannender erzählt als manches Hörbuch und so aufregend,
dass man nach wenigen Augenblicken alles stehen und liegen lässt, um nur noch zu hören.
Tolles, sehr freies, abenteuerlustiges Album!

Ulrich Kriest, Intro


Ohne jeden schalen Kompromiss.
Jörg Konrad, Jazzpodium

Man kann sich amüsieren.
Nina Polaschegg, NZfM

With Dal Ngai the E U P H O R I U M _ f r e a k e s t r a at an age of three years is reborn as an ensemble with two godfathers of contemporary music. On the one hand it called Daddy and on the spot appears Günter Baby Sommer, the great East German free improvising drummer and percussionist who once became famous with his breath-taking trio with Wadada Leo Smith and Peter Kowald. On the other hand the E _ f called Daddy and Friedrich Schenker, the trombone virtuoso from the R u n d f u n k - S i n f o n i e o r c h e s t e r L e i p z i g and the G r u p p e N e u e M u s i k H a n n s E i s l e r likewise composer of voluptuous avantgarde pieces, jumps in with his large beard, open mind and wondrous brass sounds. Honorably the alto player Hartmut Dorschner had acted as an intermediary between the old guys. And now director Oliver Schwerdt put on his young folks to the legends. The albums combines the music of an extremly adventurous evening in 2002 ‒ listen to the snippet of the happening part of the show called Die mitfühlende Bühnenschaft ‒ with a radical variety of different styles. So an earthed groove piece with a growling jazz hits it’s flow to an aleatorically improvised open space constructed with nothing less than a few hammerings on a grand piano. Listening to the entire seventeen-part work you will find yourself on a unique world trip between hardcore techno and free jazz boiling somnambulistic bacchanals in a delicious niche of unconsidered fear.

Format: CD
Price: 17,99 €
ISBN: 3-9809510-0-6 bzw. 9783980951005
Ordering: oliverschwerdt@euphorium.de
Digital download: https://euphoriumfreakestra.bandcamp.com/album/dal-ngai-2

 

Reviews:

Aufgeboten wird ein zwölfköpfiges Orchester, bestehend aus diversen Bläsern, Gitarren, Violine, Klavier, Synthesizern, Schlagzeug, Stimme - und einem künstlerischen Leiter. Das Euphorium_freakestra, nicht zu verwechseln mit dem sich regelmäßig in Freiburg formierenden ,forkestra‘, präsentiert auf der ersten CD des fast gleichnamigen Labels 17 kurze Improvisationen in unterschiedlicher Klein- und Großbesetzung. In zahlriechen Projekten beschäftigen sich die wechselnden Musiker des Ensembles mit Theater, Film, Kunst und Tanz. Die musikalischen Einflüsse reichen vom Geräsuch über Synthesizerteppiche und elektronische Samples, über Klavierklänge der komponierten neuen Musik, handfesten Freejazz bis hin zu groovendem Clubjazz und spaßbetonten Passagen - Einsprengsel dadaistischer Wortbehandlung nicht zu vergessen.
Ein Stückwerk? Einzelne Passagen sind gut gemacht, ergeben interessante Schnitte, Klangassoziationen über Grenzen hinweg. Andere Stellen hingegen wirken ein wenig überflüssig, als Stilbastelei fast abgenutzt. Man kann rätseln oder auch assoziieren über die nach herkömmlichem Sprachgebrauch unverständlichen Titel, Buchstabenkombinationen, über die Wiederbelebung des Dada. Man kann sich amüsieren über den vielleicht pseudo-intellektuellen Versuch eines absurden Booklet-Textes und die seltsamen Sätze auf der Zunge zergehen lassen. Man kann sich aber auch fragen: Warum dies?
NEUE ZEITSCHRIFT FÜR MUSIK, Nina Polaschegg (Neue Zeitschrift für Musik, September-Oktober 2004) (200409), S. 80.

Witz und Wahn und Groove und Grauen. Euphorium freakestras schräger Kosmos: Dal Ngai
,Das Euphorium freakestra trägt zur kritischen Menge von Kunst bei. Als uneingeschränkt gilt dem Ensemble dabei sowohl sein Gegenstand und Instrumentarium, seine Erscheinungsform als auch der agierende Künstlerkreis. Von Zeit und Raum unabhängig, bildet und setzt sich einzig die künstlerische Vorstellungskraft
‘, ist auf der Internetseite nachzulesen. Das mag wohl so viel heißen wie: Alles geht. Weiter unten erfahren wir überdies über Friedrich Kettlitz: ,Letzterer guckt vollkommen identisch und wird von der Fragestellung geleitet, wenn er alle Gitarre in der Hand hält.‘ Das mag so viel heißen wie ... ja, was eigentlich? Auf ,Dal Ngai‘ (was mag das wohl heißen?), der aktuellen CD des Euphorium, brüllen offenhörlich betrunkene Menschen gut zehn Minuten lang durcheinander, suchen Brillen, krakeelen Charpentier. Spätestens da weiß niemand mehr, was es bedeuten könnte. Und es ist auch ziemlich egal.
Auf jeden Fall ist dies die abgefahrendste Scheibe, die seit langem die Region verlassen hat. Oliver Schwerdt hat einen ganzen Haufen erstklassiger Musiker versammelt, und die lassen auf 17 meist kurzen Tracks ziemlich die Sau raus. Da stehen die kantigen Posaunentöne Friedrich Schenkers neben Michael Glucharens jazzoider Trompete und Hartmut Dorschners brillantem Saxofon. Günter Sommer schlägt und singt (oder so), Birg Borgenthal spielt und macht so ziemlich alles und gönnt sich zwischendrin ein verschmustes Klaviersolo. Undsoweiterundsofort.
Schubladen gibt es nicht für diese klanglich erstklassige Veröffentlichung zwischen Witz und Wahn und Groove und Grauen, zwischen Dada und durchgeknallt und albern und atemberaubend. Da prallt konkrete Musik auf groben Unfug und krudes Befindlichkeits-Pathos auf großen Spaßfaktor. Als Hörer muss man den Musikbegriff weit fassen. Aber ist man einmal drin im schrägen Euphorium-Kosmos, ist der Unterhaltungsfakter erheblich.
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG, Peter Korfmacher (Leipziger Volkszeitung, 20. Juli 2004) (20040720), S. 13.

Freie Improvisation als ein Akt grenzüberschreitender Kommunikation, als der Vollzug gruppendynamischer Prozesse und vor allem als das Ergebnis individueller Erfahrungen und deren Verarbeitung. Ob das, was das Euphorium_freakestra mit Friedrich Schenker und Günter Sommer eingespelt hat, hingegen einem ungefilterten Musizieren gleichkommt, ist im Grunde nicht wichtig. Entscheidend ist vielmehr, ob sich die Instrumentalisten musikalisch untereinander zu verständigen in der Lage sind; ob es auf der Basis zeitgenössischen Jazzerlebens einen Austausch miteinander gibt. Dieser Herausforderung stellt sich das 12-köpfige Ensemble mit Erfolg. Es experimentiert auf der ersten Einspielung des Leipzig/Stuttgarter Euphorium-Labels mit allem was Klang ist, ganzheitlich und ohne jeden schalen Kompromiss. Auf der musikalischen Suche nach Möglichkeiten Grenzen zu überwinden wird auch die Sprache Transportmittel. So weht in den Titeln ,Tanzbaer für Tschetzpend‘ oder ,Seibobleier Soschge‘ immer ein Hauch dadaistischer Kunst schemenhaft durch den Raum. Das scheinbar Naive besitzt einen wichtigen assoziativen Stellenwert. Diese angestrebte Einheit von Formen und Inhalten, mit all ihren dazugehörigen Widersprüchen, lässt von dem Unternehmen Euphorium noch Spannendes erwarten.
JAZZPODIUM, Jörg Konrad (Jazzpodium 5/2004, Mai 2004, 53. Jahrgang) (200405), S. 63

,Musik ist vor allem. Erst mal die Magie; die Gegenstände zum Klingen zu bringend (ach so, Indianer fegen heran!!).‘ Steht so im liebevoll verrätselten, vor Poesie tropfenden (,Noch nie worden schon, geimmert‘) Booklet dieses ambitioniert-unterhaltsamen Projektes, das u. a. von der Begegnung der Improv-Schlagzeuglegende Günter ,Baby‘ Sommer, Friedrich Schenker (nein, kein Hannoveraner Bruder!) und Hartmut Dorschner erzählt. 17 Tracks füllen die annähernd 80 Minuten: Da trifft Improvisiertes auf Produktionseffekte, Rhodes-Akkorde auf Clock-DVA-Saxophone, FreeFunk auf Dadaeskes.
Wir erleben den Mehrteiler ,Schach Für Präpariertes Klavier‘ und auch eine ,Mitfühlende Bühnenschaft‘. Neben den drei genannten Musikern wirken neun weitere bei dieser Entdeckungsreise ins Niemandsmusikland zwischen Jazz, Improvisation und Elektronika mit. Manchmal geht es eher konventionell rabiat zur Sache, dann wieder wird der Sound kammermusikalisch bis zum Sound-Loop verdichtet. Man hört Geräusche und stellt sich vor: ein Tischtennisspiel oder Aufschlagübungen eines Tennisspielers. Minuten später wird Geschirr in die Küche getragen oder im Inneren eines Klaviers gewühlt und gezupft. ,Dal Ngai‘ ist spannender erzählt als manches Hörbuch und so aufregend, dass man nach wenigen Augenblicken alles stehen und liegen lässt, um nur noch zu hören. Auf den Klang der Gegenstände, bevor sich dieser Klang wieder vorübergehend zu irgendeinem Genre hingezogen fühlt. Tolles, sehr freies, abenteuerlustiges Album! Ach so, bevor die Indianer richtig gefährlich werden können, hören wir bei ›Tanzbaer‹ schon die erlösenden Trompetenfanfaren der Kavallerie – und danach ordentlich Schlachtenlärm.

INTRO, Ulrich Kriest (Intro 2003) (2003).