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EUPHORIUM
Magazine.
Independent
Reviews of Jazz, Contemporary & Improvised Music written
by Oliver Schwerdt.
Radikal-kritisch, poetisch. Relativ.
sinebag:
pres de la lisiere ("...die hornbrille/ und dahinter der/
garten")
Wie
Friedrich Kettlitz - ein Konzert sinebags mit Uki Gurkitase am
präparierten Klavier deutend, zu Recht erkannte: Man kann
heute nicht mehr auf einer Wiese sitzen, ohne dass ein Atomkraftwerk
oder Windrad in der Nähe wirkt.
So klingt „près de la lisière“, das neue Opus von sinebag.
Aus der Kulisse von Natur- und Wohnküchengeräuschen, in Feldaufnahmen
akustisch eingefangen und reproduziert, treten minimale und zarte elektronische
Kristallisationen. Vor allem aber singt eine Gitarre – kindlich oder volksliedhaft – rhythmisch
immer ziemlich verschleppt. Die Stücke fließen ineinander, bis im
zehnten Titel die Stimme des Künstlers die eigene Autorität entblößt,
seine Gestaltungskraft ganz konkret vorführt.
Auf seinem Label „ahornfelder“ kann Schubert alle Produktionsschritte
selbst kontrollieren. Auch die Gestaltung. So werden Felder und Bäume nicht
nur musikalisch benutzt und digital angeschrägt, sondern auch visuell für
das Cover. Mit den Beinahe-Wolken dieser Landschaft ermöglicht sinebag eine
ornamentale Einsicht auf seine elektronische Partitur.
Schuberts Ästhetik ist stark von poetischer Idylle durchzogen, wenn er von „schlafbananen“ oder „fraktalästen
der untenliegenden bäumen“ redet. Natürlich verbindet sich mit „près
de la lisière“ ein Gesamtkunstwerk, darüber hinaus bietet sinebag
ein Lebens- und Wahrnehmungskonzept, „konstante musik vom kühlschrank“.
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